Wandergeselle besucht Gödecke im Landtag

Dass man als 1. Vizepräsidentin des Landtags NRW viele repräsentative und ganz besondere Termine hat, daran hat sich die Bochumer Landtagsabgeordnete Carina Gödecke inzwischen schon gewöhnt. Einen plötzlich auftauchenden Wandergesellen erlebt man dann aber doch nicht alle Tage.

Die Dienstage in Plenarwochen sind für die 181 Landtagsabgeordneten und ihre Mitarbeiter meist sehr arbeitsreiche und teilweise hektische Tage. Die Plenarsitzungen werden vorbereitet, in den Fraktionssitzungen wird das Vorgehen in den Debatten und das Abstimmungsverhalten diskutiert und da in den Sitzungswochen „alle Mann an Bord sind“ finden viele weitere Besprechungen und Sitzungen statt. Da kommen gerade einer Vizepräsidentin, die sich zusätzlich noch auf die Sitzungsleitung vorbereiten muss, kleine Verschnaufpausen sehr entgegen, vor allem mit so besonderen Gästen.
Plötzlich und unerwartet stand nämlich gestern am frühen Nachmittag ein Wandergeselle vor den Türen des Düsseldorfer Landtages. Da der Präsident verhindert war, nahm die Bochumer Vizepräsidentin Carina Gödecke den ausgelernten Zimmerer in Empfang und erlebte gemeinsam mit ihren Mitarbeitern das traditionelle Vorsprechen des Gesellen auf Wanderschaft.
„Das kam absolut überraschend und war gerade deshalb umso schöner und spannender!“, freute sich Gödecke über den Besuch. „So einen echten Gesellen auf Walz erlebt man heute kaum noch. Das war ein schöner Zufall und großes Glück – absolute Spitze! Ich habe ihn gerne hier im Landtag von Nordrhein- Westfalen empfangen.“
Was heute kaum jemand mehr kennt, war in früheren Zeiten eine weit verbreitete Tradition. Nach dem Abschluss der Lehre gingen dabei die jungen Gesellen für mindestens drei Jahre und einen Tag auf Wanderschaft und durften sich in dieser Zeit ihrem Heimatort nicht mehr als 50 Kilometer nähern. Bis in die Industrialisierung hinein war die sogenannte Walz eine Grundbedingung für das Ablegen der Meisterprüfung. Die Gesellen sollten auf ihrer Reise Arbeits- und Lebenserfahrung sammeln und Orte, Regionen und Kulturen fernab ihrer Heimat kennenlernen. Die Tradition ist heute nicht mehr sehr weit verbreitet. Trotzdem scheint die dahinter steckende Idee im modernen Gewand und neuer Art und Weise in Auslandsjahren in der Schulzeit und Auslandssemestern im Studium wieder an Bedeutung zu gewinnen.
 
Quelle: Website Carina Gödecke, 1. Vizepräsidentin des Landtags NRW