In einem vereinten Europa dem Frieden der Welt dienen

Rede von Axel Schäfer zum Volkstrauertag am 13.11.2011 in Bochum-Querenburg:
1. Der Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge veranstaltet heute zum 60. Mal diesen Gedenktag am Ende des christlichen Kirchenjahres. Trauer spielt im Glauben wie in unserer gesamten Kultur eine zentrale Rolle. Deshalb nehmen wir auch die jüdische Tradition bewusst mit auf. Deren Botschaft lautet: „Das Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung“. Erinnerung bedeutet auch Versöhnung, Versöhnung über Gräber hinweg.
2. Erinnerung braucht Erinnerungsorte und Erinnerungstage
a. Erinnerungsorte wie dieses Mahnmal, wo wir die Toten benennen und ihrer gedenken
b. Erinnerungstage wie diesen Sonntag, ebenso den 27. Januar (Befreiung der KZ’s), den 1. September (Antikriegstag), 9. November (Reichspogromnacht).
Alle Orte, alle Tage verbinden sich mit einer gemeinsamen Überzeugung: der Krieg darf nie wieder die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln sein!
3. Der Volksbund Deutscher Kriegsopferfürsorge begeht seit 1922 den Volkstrauertag zum Gedenken an die Opfer des Ersten Weltkrieges (1914-1918). Damals, in der Weimarer Republik, war es hochumstritten, ob die Toten betrauert oder die Niederlage bedauert werden sollte, ob Versöhnung oder Revanche im Vordergrund stehen sollte. Aber die Initiatoren des Volkstrauertages hatten ein wichtiges Zeichen für den Frieden gesetzt.
4. Die Nazis hingegen machten aus dem Volkstrauertag einen Heldengedenktag. Sie arbeiteten nicht für den Frieden, sondern sie bereiteten den nächsten Krieg vor.
Der Zweite Weltkrieg (1939-1945) wurde in deutschem Namen von deutschem Boden aus mit deutschen Soldaten geführt. Wir alle kennen die Zahlen: 55 Millionen Tote, 35 Millionen Verletzte, 3 Millionen Vermisste. Wir alle kennen auch das Leid, das damit verbunden war: demnach bleibt es bis heute noch unfassbar.
5. Wir wissen: Kriege sind keine Naturkatastrophen wie eine Sturmflut und sie brechen auch nicht aus wie ein Vulkan. Kriege sind menschengemachte Werke, fußend auf menschenverachtender Ideologie. Diese Ideologie lebt leider auch heute noch teilweise fort: weit über 100 Morde aus der rechtsextremen Szene seit 1989, Morde an Menschen anderer Hautfarbe oder anderer Religion, Morde an Menschen mit Behinderung oder in Not Lebende. Die aktuellen Entdeckungen der Untaten rechtsextremer Terroristen setzen dieses fort. Dagegen setzen wir heute das Bekenntnis: Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus, die böse Tat beginnt mit dem bösen Wort.
6. Wir tragen die Werte unserer Verfassung im Herzen: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. So haben es in Artikel 1 des Grundgesetzes die klugen und weitsichtigen Mütter und Väter als Lehre aus der Geschichte im Parlamentarischen Rat festgelegt: Das soll für die Ewigkeit gelten. Die Verfassungsgeber haben zugleich in der Präambel unsere Staatsraison vorangestellt: „In Verantwortung vor Gott und den Menschen, vom Willen beseelt (1) als gleichberechtigtes Glied (2) in einem vereinten Europa (3) dem Frieden der Welt zu dienen“. Ja, wir Deutschen tragen in einem gemeinsamen Europa zum Weltfrieden bei.
Heute am Sonntag, dem Volkstrauertag, bekunden wir dieses für morgen und für übermorgen als Leitgedanke unseres Handelns im Alltag.
Quelle: Website Axel Schäfer, MdB