Bochumer Profile. Die ersten 150 Jahre Sozialdemokratie


„Die Sozialdemokratie hat eine lange Geschichte unter den Bedingungen des autoritären Kaiserreichs, eines imperialistischen Krieges, einer instabilen Republik und eines totalitären Systems. Sie hat versucht, im Sinne ihrer Urimpulse des Kampfes um einen demokratischen Rechts- und Sozialstaat Kurs zu halten. Sie hat weder den 1. Weltkrieg noch die Machtübernahme des Nationalsozialismus verhindern können. Aber sie hat als eine Minderheit im Volk gegen politische und ökonomische Klassenherrschaft wie gegen das NS-System gekämpft. Sie hat dabei Opfer an Leib und Leben bringen müssen. Tausende wanderten in kaiserliche Gefängnisse und nationalsozialistische Konzentrationslager. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg konnte die Sozialdemokratie über die Anfänge in der Weimarer Republik hinaus ihre politischen und gesellschaftspolitischen Ziele in die Ordnung einer demokratischen Republik einbringen.
Hunderttausende Frauen und Männer haben sich für die Ziele einer freiheitlichen Demokratie und einer humangerechten Arbeitswelt eingesetzt. An sie, die Engagierten vor Ort, in den Betrieben und Verwaltungen und wo auch immer, sollten wir uns immer dankbar erinnern.
Auch in der Stadt Bochum hat es Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten gegeben, die sich für die Ziele eines freiheitlichen und demokratischen Sozialismus eingesetzt haben. Wir stellen einige von ihnen stellvertretend für viele Engagierte in unseren biographischen Entwürfen dar. Wir erinnern an Sozialdemokraten die sich im Kaiserreich und in der Weimarer Republik für die Sache der Arbeiterschaft eingesetzt haben und später von den Nationalsozialisten erschossen worden sind: Heinrich König und Fritz Husemann. Und wir erinnern an zwei Juden, denen die Emigration gelang: Carl Rawitzki und Nora Platiel. Wir erinnern an einige, die sich nach dem Zweiten Welltkrieg für ein „Neues Deutschland“ und für eine demokratische Stadtkultur eingesetzt haben: Willi Geldmacher. Heinz Oskar Vetter, Änne und Josef Kappius, Fritz Heinemann, Fritz Klaus, Heinz Eickelbeck, Karl Liedtke, Walter Arendt und Heinrich Deist. Sie haben in der Stadt, im Land und in der Bundesrepublik unverwechselbare Aufgaben gehabt. Aber wir erinnern auch an Männer und Frauen, die bis in unsere Zeit hinein gelebt haben und noch leben: Hellmuth Burchhardt, Gisela Piedboef, Fritz Bahlo, Dieter Rogalla, Heinrich und Heinz Hossiep, Margot von Renesse, Christoph Zöpel, Helga Grebing und Theodor Kraushaar. Wir hätten noch Dutzende von aktiven Genossinnen und Genossen aufführen können. Wenn unser Erinnerungsbuch angenommen wird, werden wir uns an einen Folgeband wagen.
Noch dieses: das Buch heißt „Bochumer Profile. Die erstern 150 Jahre Sozialdemokratie“, hg. von Helmut Spannel und kostet im Buchhandel 10 Euro und bei der Bürger- und Wählerinitiative 8 Euro. Für jede zustimmende oder auch weiterführende kritische Rückmeldung sind wir dankbar“.