70 Jahre Volkshochschulen in Nordrhein-Westfalen – 70 Jahre VHS Bochum – Kommunale Weiterbildung ist unverzichtbar und aktuell wie nie (R1, 13.06.2016)

Parteitag der SPD Bochum – 13. Juni 2016 – Jahrhunderthaus Bochum

Antragsnummer: R1
Antragsteller: SPD-Stadtbezirk Bochum-Ost
Betreff: 70 Jahre Volkshochschulen in Nordrhein-Westfalen – 70 Jahre VHS Bochum – Kommunale Weiterbildung ist unverzichtbar und aktuell wie nie
SPD Stadtbezirk Bochum-OstResolution
Der Unterbezirksparteitag der SPD Bochum möge beschließen:
Bereits im Jahr 1946, also sehr rasch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und mitten in der Phase des Wiederaufbaus der Demokratie in unserem Land wurden die Volkshochschulen in Nordrhein-Westfalen wiederbegründet und nahmen ihre Arbeit ganz im Sinne des Mottos „Vom Volk für das Volk“ wieder auf. In den ersten Nachkriegsjahren ging es vor allem darum, nationalsozialistisches Gedankengut durch politische Bildung zu ersetzen, und so die Grundlagen für eine friedliche, demokratische Gesellschaft zu schaffen. Das heißt, politische Bildung war schon damals einer der ausgewiesenen Schwerpunkte der Arbeit der Kommunalen Volkshochschulen. Aber auch damals ging es bereits darum, Menschen Schulabschlüsse zu ermöglichen, und auch Sprachkurse zählten zum Aufgabenspektrum der Volkshochschulen.
1975 wurde das Weiterbildungsgesetz Nordrhein-Westfalen verabschiedet, das bis heute, weitestgehend unverändert, lebensbegleitendes Lernen und einen ganzheitlichen Weiterbildungsansatz als Recht für jeden Menschen zur Pflichtaufgabe der Kommunen und der Kreise erklärt. Damit wird die Grundversorgung mit Weiterbildungsangeboten durch das Pflichtangebot der Volkshochschulen sichergestellt.
In unserer Gesellschaft besteht seit langer Zeit Einigkeit darüber, dass der Rohstoff Bildung für den Standort Deutschland unverzichtbar ist. Auch das war ein Grund dafür, mit dem Weiterbildungsgesetz die Weiterbildung, und damit auch die Volkshochschulen, zur vierten Säule innerhalb des Bildungswesens zu machen. Das lebenslange oder – wie man heute treffender formuliert – das lebensbegleitende Lernen wurde damit im öffentlichen Bewusstsein verankert.
Gemeinsam mit den Einrichtungen in anderer Trägerschaft repräsentieren die kommunalen Volkshochschulen heute die Pluralität, Vielfalt und Differenziertheit der Weiterbildungseinrichtungen und Weiterbildungsangeboten in unserem Land. Genau diese einzigartige Weiterbildungslandschaft gilt es zu erhalten, zu stärken, und für die großen Herausforderungen unserer Zeit aufzustellen.
Seit dem Inkrafttreten des Weiterbildungsgesetzes sind die Volkshochschulen in kommunaler Trägerschaft die unverzichtbare Basis jeder allgemeinen, politischen, beruflichen und kulturellen Weiterbildung in Nordrhein-Westfalen. Der nachträgliche Erwerb von Schulabschlüssen, sowie die Eltern- und Familienbildung gehören gleichermaßen zu den Aufgaben der Bildungsangebote der Einrichtungen der Weiterbildung.
Gerade bei den großen Herausforderungen unserer Zeit leisten vor allem die Volkshochschulen und damit die Kommunen als deren Träger ihren Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt und zur Demokratiestabilisierung. Sie vermitteln Kompetenzen und Grundqualifikationen, die notwendig sind, um gesellschaftliche Teilhabe und Mitwirkung zu ermöglichen.
Insbesondere der Zweite Bildungsweg, die Grundbildung Alphabetisierung, und die Sprach- und Integrationskurse für Flüchtlinge und Migranten tragen dazu bei, Menschen vom Rand unserer Gesellschaft in die Mitte zu holen.
Kommunale Volkshochschulen, gerade auch unsere VHS in Bochum, verstehen sich als kommunale Weiterbildungszentren und sind dadurch gekennzeichnet, dass sie offen für alle, bezahlbar, wohnort- und bürgernah, qualitätsgeprüft und vor allem nicht gewinnorientiert arbeiten. Die Volkshochschule Bochum hat sich zusätzlich auf den Weg gemacht, durch entsprechende Angebote die Teilhabe an der Stadtgesellschaft zu fördern.
Die SPD Bochum begrüßt das ausdrücklich und dankt der Volkshochschule für diesen neuen Programmschwerpunkt „Zusammenleben in der Stadt – Bochumer Dialog“.
Denn gerade unter dem Gesichtspunkt der geringen Beteiligung an Wahlen, der zunehmenden Entfremdung zwischen Teilen der Bevölkerung und der Politik auf allen Ebenen, dem Erstarken rechtsideologischen Gedankenguts in unserer Gesellschaft, der Bereitschaft, Parteien am sehr rechten Rand des Parteienspektrums in die Parlamente und Stadträte zu wählen, einer zunehmenden sozialen Spaltung, und dem erkennbaren Vertrauensverlust in staatliche Institutionen und demokratisch legitimierte politische Vertretungen, brauchen wir eine starke, die politische Bildung als Schwerpunkt angehende kommunale Volkshochschule in unserer Stadt.
Wir erwarten und unterstützen die Volksschule darin, die politische Bildung für alle Menschen in unserer Stadt auszubauen, also gleichermaßen für diejenigen, die schon immer oder lange in Bochum leben, wie auch für Zuwanderer und Neubürger.
Politische Bildung soll durch Wissensvermittlung über die kommunale Selbstverwaltung und unser parlamentarisches föderales System dazu beitragen, die Voraussetzungen für ein selbstbestimmtes und unabhängiges Leben in Eigenverantwortung zu schaffen. Außerdem wird damit Teilhabe und Teilnahme an unserem gesellschaftlichen Miteinander, an unserem demokratischen Miteinander ermöglicht, und politische Bildung ermuntert damit zur Übernahme sozialer Verantwortung.
Volkshochschulen sind 70 Jahre nach ihrer Wiederbegründung als vierte Säule in unserem Bildungssystem unverzichtbar. Gerade weil sie für jeden offen und bezahlbar sind, können sie ihren Beitrag zur doppelten Integration leisten, so wie der Integrationsplan für Nordrhein-Westfalen es vorsieht.
Die SPD Bochum anerkennt diese Leistungen für unsere demokratische Stadtgesellschaft und erwartet, dass die Stadt Bochum als Trägerin der Bochumer VHS, sowie das Land NRW die Volkshochschule vor allem in ihren gesetzlichen Aufgaben der politischen Bildung, den Sprach- und Integrationskursen, und dem Erwerb von Schulabschlüssen weiterhin unterstützt und nachhaltig stärkt. Denn kommunale Weiterbildung ist unverzichtbar und aktuell wie nie zuvor.
Wir gratulieren der Volkshochschule Bochum zu ihrem Jubiläum und danken ihr für ihr engagiertes Eintreten für ein gelingendes Zusammenleben in unserer Stadt.