Praktikum bei der Feuerwehr / 24-Stunden-Dienst für Deborah Steffens

4 Uhr in der Nacht. Deborah Steffens nippt müde an ihrem Kaffee. Der Alarm geht. Jetzt hat sie noch 90 Sekunden, um in voller Montur im Rettungswagen zu sitzen und die Müdigkeit wegzuwischen. Nicht einfach, sie ist bereits seit 20 Stunden im Dienst. Am Wochenende meldete sich das SPD-Ratsmitglied zum 24-Stunden-Dienst bei der Feuerwehr – und hat viel gelernt.

SPD-Ratsfrau Deborah Steffens trat ein 24-Stunden-Praktikum bei der Feuerwehr an.
SPD-Ratsfrau Deborah Steffens trat ein 24-Stunden-Praktikum bei der Feuerwehr an.

Pünktlich um 8 Uhr trat Deborah Steffens am Samstag (24. November) ihren Dienst an. Bewusst in der Feuer- und Rettungswache II an der Bessemer Straße in Innenstadtnähe. Bewusst an einem Wochenende. „Ich wollte möglichst viele Einsätze fahren und die ganze Bandbreite erleben“, erklärt die neue Sprecherin im Ausschuss für Umwelt, Sicherheit und Ordnung.  Der Grund: „Im Rat und vor allem im Ausschuss für Umwelt, Sicherheit und Ordnung geht es öfter um die Feuerwehr und wir bekommen Vorlagen, über die wir entscheiden müssen. Dafür wollte ich eine Grundlage aus praktischen Erfahrungen schaffen“, sagt Steffens. Das hat funktioniert.

Deborah Steffens schnallt sich einen Feuerwehrhelm auf. Ohne geht im Einsatz nichts.
Deborah Steffens schnallt sich einen Feuerwehrhelm auf. Ohne geht im Einsatz nichts.

15 bis 20 Einsätze

Drei Schichten hat die Ratsfrau geschoben. Von 8 bis 14 Uhr begleitete sie die Feuerwehr, von 14 bis 20 Uhr den Notarzt und von 20 bis 8 Uhr war sie mit dem Rettungsdienst unterwegs. „In den 24 Stunden hatte ich etwa 15 bis 20 Einsätze“, sagt Deborah Steffens. Die waren unterschiedlich und spannend. Vorher stand aber die Einweisung auf dem Programm. Mit der Drehleiter ging es in luftige Höhen, mit voller Montur – also Helm, Atemmaske, Sauerstoffgerät, Gürtel mit Beil und schwerer Kleidung – ging es quer durch die Wache und über mehrere Etagen („Dabei habe ich gemerkt, wie schwer das ist“).

Der erste Einsatz führte die umweltpolitische Sprecherin in eine Privatwohnung. „Ein Mann ist gestürzt und konnte nicht aufstehen und die Tür öffnen.“ Also rückte die Feuerwehr an, um die Tür aufzutreten. „Da war ich schwer beeindruckt. Der Beamte hat die Tür so aufgetreten, dass er sie danach wieder schließen konnte.“ Der zweite Einsatz: „In der Innenstadt musste eine Ölspur mit einem speziellen Bindemittel eingestreut werden.“

Einsatz mit Notarzt und Rettungswagen

Anschließend ging es zum Bergmannsheil, um den Notarzt zu begleiten. Das Aha-Erlebnis: „Die Qualität des Notarzt-Teams hängt zu einem sehr großen Teil vom Fahrer ab, der ebenfalls eine medizinische Ausbildung hat. Die Kommunikation zwischen Arzt und Fahrer erfolgt auch beim Patienten ohne Worte und jeder Handgriff stimmt – das war unglaublich“, so Steffens. Mehrmals ging es in der Schicht zum Hauptbahnhof, aber auch in viele Wohnungen. Pausen? Fehlanzeige. „Aber das wollte ich ja auch.“

Noch stressiger war nur noch die Schicht im Rettungswagen. „Bei allen Einsätzen habe ich versucht, möglichst nicht im Weg zu stehen.“ Aber nicht nur das, die 24-Stunden-Praktikantin hat auch mit angepackt. „Ich habe Verbrauchsmaterial im Rettungswagen aufgefüllt, den Wagen desinfiziert und auch bei den Patienten geholfen.“ All das ohne Unterlass. „Ich hätte für die Nacht zum Ausruhen auch ein Bett gehabt, aber das konnte ich am nächsten Morgen unangetastet übergeben.“

Feuerwehrbeamte helfen Deborah Steffens dabei, die schwere Ausrüstung samt Sauerstoffmaske abzulegen.
Feuerwehrbeamte helfen Deborah Steffens dabei, die schwere Ausrüstung samt Sauerstoffmaske abzulegen.

Trotz der Anstrengung: „Die 24 Stunden waren großartig. Ich wurde von allen mit offenen Armen empfangen. Und egal, mit wem ich zusammengearbeitet habe: Mir wurde alles erklärt. Und wenn ich fünfmal gefragt habe, wurde es mir fünfmal erklärt.“ So konnte Deborah Steffens viel aus den 24 Stunden mitnehmen. „Mir ist jetzt noch stärker als vorher bewusst, dass wir an der Ausrüstung der Leute nicht sparen dürfen. Sei es die persönliche Ausrüstung oder die technische Ausrüstung auf den Fahrzeugen.“ Auch Kleinigkeiten sind wichtig. „Ich habe gesehen und erlebt, wie belastend und anstrengend die Tätigkeit ist und das kleine Dinge manchmal was ausmachen können. Wie etwa die passende und gut durchdachte Kleidung. Die ist nämlich ein enormer Wohlfühlfaktor.“

Zehn-Minuten-Regelung

Dass sich Feuerwehr, Notarzt und Rettungsdienst wohlfühlen ist wichtig. „Der Rettungsbedarfsplan sieht eine Zehn-Minuten-Regelung vor, Feuerwehr, Notarzt und Rettungsdienst sollten also nach zehn Minuten am Einsatzort sein. Da muss einfach alles passen.“ Wenn die Zeiten mal nicht eingehalten werden, liegt das nicht an den Leuten. Alle, die ich kennengelernt habe, sind extrem engagiert und kompetent und immer hellwach – auch mitten in der Nacht.“ Letztere war zum Glück am Sonntagmorgen um 8 Uhr vorbei. Dann ging es nach Hause. Frühstück. Dusche. Und endlich ein Bett.