Die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen lud zu einer Diskussionsveranstaltung ins Bermuda-Dreieck
Alleinerziehende haben es nicht leicht. Sie müssen Familie, Beruf, Haushalt und Freizeit unter einen Hut bringen. Die Berufskarriere steht in der Regel hinten an. In der Familienpolitik steht dagegen meistens die Familie mit zwei Elternteilen im Vordergrund. Das will die SPD ändern und alleinerziehende Mütter und Väter stärker unterstützen. Die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) lud daher zu einem Talk ins Café Zacher ein.
Gast waren die frauenpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion Anja Butschkau und ihre Bochumer Abgeordnetenkollegin Carina Gödecke. Anja Butschkau stellte das SPD-Konzept zur Stärkung von Alleinerziehenden vor.
Stephanie Helder-Notzen, Vorsitzende der AsF freute sich über den Besuch aus Düsseldorf und machte auf die Bedeutung des Themas aufmerksam: „Alleinerziehende werden in der Familienpolitik oft stiefmütterlich behandelt. Der Fokus liegt meist auf dem klassischen Familienbild. Im Alltag werden Alleinerziehende oft benachteiligt. Daher bin ich froh, dass die SPD-Fraktion im Landtag da etwas gegen setzen will.“
„Alleinerziehende Mütter und ihre Kinder tragen das höchste Armutsrisiko in unserer Gesellschaft“, machte Carina Gödecke in ihrem Beitrag direkt deutlich. „Viele von ihnen beziehen staatliche Sozialleistungen, selbst wenn sie arbeiten gehen, denn wegen der Mehrfachbelastung arbeiten viele von ihnen nur in Teilzeit.“
Anja Butschkau merkte an, dass dies zu einer weiteren Ungerechtigkeit führen würde: „Für Alleinerziehende ist es weitaus schwerer, Karriere zu machen. Arbeitgeber haben oft Vorurteile, sei es weil die Betroffenen wegen ihrer Kinder angeblich stärker eingeschränkt seien oder weil in Teilzeit weniger geleistet werden könne.“
Ein weiteres Problem, mit dem Alleinerziehende zu kämpfen haben: sie haben weniger Zeit für ihre Kinder und auch für sich selbst, z.B. für Hobbys oder soziale Kontakte.
Die SPD-Landtagsfraktion hat daher ein Konzept entwickelt, mit dem sie für bessere Jobperspektiven, mehr Zeitsouveränität und mehr Geld in der Tasche sorgen wollen. Beratungs- und Unterstützungsangebote sollen landesweit flächendeckend ausgebaut werden. Ein Landesförderprogramm soll die Benachteiligung alleinerziehender Eltern bei Qualifizierung, Arbeitsmarktintegration, Kinderbetreuung und Teilzeitbeschäftigung ausgleichen.
So sollen Teilzeitangebote in Ausbildung, Studium und Arbeit gestärkt und ausgebaut werden. Alleinerziehende und Unternehmen sollen im Rahmen einer Kampagne über diese Möglichkeiten besser informiert werden. Der berufliche Wiedereinstieg nach einer Familienphase soll zudem durch Maßnahmen der Agentur für Arbeit und der Jobcenter erleichtert werden.
Die Kinderbetreuung soll verbessert werden. Vor allem in den Randzeiten soll es mehr Angebote geben. Die Abschaffung der Kita-Gebühren ist für die SPD eine Selbstverständlichkeit.
Mehr Zeit für sich und die Familie soll durch ein Modellprojekt kommen, über das Alleinerziehenden Gutscheine für haushaltsnahe Dienstleistungen zur Verfügung gestellt werden sollen. Damit sollen sie im Haushalt entlastet werden. Außerdem sollen die Rahmenbedingungen für Elternschafts- und Pflegeurlaub verbessert werden und die Angebote der Familienerholung ausgebaut werden.
Zur Armutsbekämpfung plant die SPD die Einführung einer Kindergrundsicherung, die umso höher ist, je niedriger das Familieneinkommen ist. Teilnehmer*innen von Weiterbildungsmaßnahmen sollen zudem einen auskömmlichen Zuschuss zum Arbeitslosengeld erhalten. Schließlich will die SPD die Ungerechtigkeit im Steuersystem und damit Nachteile für Alleinerziehende beseitigen.
Im Anschluss an die Statements der beiden Abgeordneten schloss sich eine Diskussion mit dem Publikum an. Die Diskussion bestätigte, dass die Politik Alleinerziehende in der Vergangenheit kaum Beachtung schenkte. Umso erfreulicher wäre es, dass die SPD dies nun tue. Der Maßnahmenkatalog fand viel Zuspruch, wobei sich die Anwesenden bewusst waren, dass zur Umsetzung noch ein weiter Weg bevorstehe.
