- Am 27. Januar ist der Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust. Wie kam es zu diesem Gedenktag?
Am 27. Januar 1945 wurde das Vernichtungslager Auschwitz von der Roten Armee befreit. Dies machte den Tag zunächst zu einem jüdischen Gedenktag. In Deutschland wird der Gedenktag seit 1996 begangen, u.a. durch Gedenkstunden im Deutschen Bundestag, er wurde 2005 auch vom Europäischen Parlament und von den Vereinten Nationen zum Gedenktag erklärt.
- Gedenken heißt sich Erinnern. Woran sollten wir uns an diesem Gedenktag erinnern?
Wir haben uns an diesem Tag an den Mord an den europäischen Juden, einem einzigartigen Vorgang, der als höchste Steigerung politischer Verbrechen gilt, zu erinnern und zu fragen, wie es dazu kommen konnte. Wir haben uns dabei nicht nur daran zu erinnern, dass dieser Mord durch Massenerschießungen und durch Vergasungen unter deutscher Verantwortung im Osten durchgeführt wurde, sondern dass er konkret von Deutschland seinen Ausgang nahm. Juden und andere Gruppen wurden auch aus unserer Stadt deportiert, woran auf die Dauer eine Gedenkstätte erinnern soll, die im und am Nordbahnhof entsteht. Wir haben hier insbesondere der Opfer dieses Zivilisationsbruchs als Mahnung für Gegenwart und Zukunft zu gedenken.
- Du bist Vorsitzender des Vereins „Gegen Vergessen – Für Demokratie“. Was sind die Ziele dieses Vereins?
Der 1993 auf dem Hintergrund ausländerfeindlicher Aktionen von Hans Jochen Vogel und anderen Repräsentanten des öffentlichen Lebens gegründete Verein „Gegen Vergessen – Für Demokratie“ verbindet Erinnerungsarbeit zur NS-Zeit, zum Krieg, zum Holocaust und anderen für unser Selbstverständnis bedeutsamen Verbrechen mit dem Engagement für unsere Demokratie. Der Verein, dem zur Zeit etwa 2200 Mitglieder angehören, besitzt Regionalgruppen. Hier in Bochum arbeitet die Regionalgruppe Ruhr-Mitte. Stellvertretende Vorsitzende des Vereins sind zur Zeit der frühere Regierende Berliner Bürgermeister Diepgen, die Grünen-Bundestagsabgeordnete Deligöz und die FDP-Abgeordnete Teuteberg – der Verfassungsbogen ist damit vertreten. Eine nicht unerhebliche Rolle spielt der Verein in geschichtspolitischen Fragen. Gegenwärtig ist er herausgefordert durch Tendenzen, die die Erinnerungskultur ebenso in Frage stellen wie die Demokratie, die gekennzeichnet ist durch Grundrechte, Gewaltenteilung, parlamentarisches System, Rechts- und Sozialstaat: Demokratie muss immer wieder durchgesetzt und gelebt werden. (Mehr zum Verein und seinen Aktivitäten im Internet.)
Wir alle müssen Gesicht zeigen gegen das Vergessen!