Gastronomie, Hotellerie, Lieferdienste: Bochumer Beschäftigte in der Klemme

Bochums Gastgewerbe boomt eigentlich: Mittlerweile verdienen hier mehr als 6000 Festangestellte ihre Brötchen – alleine in Bochum! Dazu kommen viele Teilzeit-Kräfte und Mini-Jobber. Umso härter treffen Corona und die seit Monaten andauernden Schließungen die Beschäftigten und die Stadt.

Serdar Yüksel, Carina Gödecke und Karsten Rudolph
Serdar Yüksel, Carina Gödecke und Karsten Rudolph (v.l.)

Reichlich Gesprächsstoff also für eine virtuelle Runde, zu der die Bochumer SPD-Landtagsabgeordneten Carina Gödecke, Serdar Yüksel und Karsten Rudolph vergangene Woche unter der Überschrift „Gastronomie, Hotellerie, Lieferdienste: Bochumer Beschäftigte in der Klemme“ öffentlich eingeladen hatten.

Gäste und ihre Stellungnahme:

Als kenntnisreiche Gäste kamen von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Landesbezirkssekretärin Ina Korte-Grimberg und der künftige Ruhrgebiets-Geschäftsführer Martin Mura dazu. Die beiden Gäste wussten eingangs zu berichten, dass sich in Bochum derzeit über 60 Prozent der Festangestellten im Gastgewerbe in Kurzarbeit befinden. Sehr viele Mini-Jobber wurden gleich ganz entlassen oder bekommen keinen Lohn mehr.

Für Regions-Geschäftsführer Martin Mura ist das ein Alarmsignal: „In Deutschland sind derzeit etwa acht Prozent der Beschäftigten in Kurzarbeit, die Gastronomie und Hotellerie in Bochum sind mit über 60 Prozent Kurzarbeit also sehr stark betroffen. Nach Monaten der Schließungen wird das Problem immer tiefgreifender, denn die Grundgehälter im Gastgewerbe sind oft niedrig und Trinkgelder fallen weg – die Kosten der Beschäftigten laufen aber einfach weiter!“, so Mura, „Außerdem sind deutschlandweit jetzt schon ein Drittel der Stellen im Gastgewerbe weggebrochen. Minijobber, die mit einem Zweitjob im Gastgewerbe so gerade ihren Lebensunterhalt sichern konnten, trifft das besonders hart.“ Auch Landesbezirkssekretärin Ina Korte-Grimberg warnt eindringlich: „Die großen Betriebe mit viel Kapital überleben die Krise natürlich, aber das kleine Café um die Ecke muss immer häufiger dicht machen je länger die Schließungen dauern. Das Ergebnis ist eine Monokultur in der Stadt von morgen. Wir müssen uns fragen, ob wir das wirklich wollen.“

Wortmeldungen und Ideen:

Diese Einschätzungen bestätigten sich in der von Karsten Rudolph MdL moderierten Diskussionsrunde: Nicht nur Beschäftigte, auch Gastronom:innen und Arbeitnehmervertreter:innen meldeten sich zu Wort. Besonders beklagt wurden die ausbaufähigen Unterstützungsangebote für Betriebe, die von Schließungen betroffen sind, aber auch das zu niedrige Kurzarbeitergeld für die Beschäftigten. Von den Diskussionsteilnehmer:innen selbst wurde auch die Idee eines Solidarfonds angeregt, mit dem Krisengewinnler wie Flaschenpost oder Lieferando notleidende Kleinbetriebe unterstützen könnten. Besonderes Augenmerk galt darüber hinaus der Ausbildungssituation – in 2021 werden in Bochum bereits ein Drittel weniger Ausbildungsplätze im Gastgewerbe angeboten.

Fazit:

Die Runde schloss mit einem Fazit von Carina Gödecke MdL. Die Abgeordnete betonte auch im Namen ihrer Kollegen, wie wichtig eine offene Diskussion und die Anregungen durch Beschäftige aus der Branche seien. Für die Bochumer Abgeordneten stehe fest, dass sie sich für die Ideen und Forderungen an passender Stelle einsetzen werden. Besonders kurzfristig umzusetzende Ideen – etwa ein Mindest-Kurzarbeitergeld, eine Regelung für von Corona betroffene Mini-Jobber und besseren Entschädigungen für gastronomische Betriebe – werden sie mit dem SPD-Bundestagsabgeordneten Axel Schäfer besprechen.