Das ehemalige Zwangsarbeiterlager ist laut Kortum-Gesellschaft eines von nur acht erhaltenen Lagern Deutschlandweit – bei ursprünglich mehreren tausend Lagern. „Die Siedlung an der Bergener Straße ist eine historische Rarität und ein wichtiger Ort der Erinnerung an eine Vergangenheit, die nicht vergessen werden darf“, sagt Sonja Gräf. Nach der ursprünglichen Nutzung wurde das Lager Ende der 1940er-Jahre umgebaut, um Bergarbeitern ein Zuhause bieten zu können. „Durch die Nutzung wurde die Siedlung vor dem Verfall bewahrt und auch heute leben immer noch einige Bochumerinnen und Bochumer dort in einfachen Verhältnissen. Allerdings sind auch einige der noch vorhandenen acht Baracken leerstehend. Damit diese Gebäude nicht verwahrlosen und den Winter überstehen, muss etwas geschehen“, sagt Sonja Gräf. „Unter anderem an diesem Punkt setzt unser Antrag an.“
Leben und Gedenken
Die Siedlung soll kein leerer musealer Ort werden. „Wir haben die Verwaltung beauftragt, die ehemalige Kommandantur, also das Haus 116i, als Gedenkstätte und Erinnerungsort herzurichten. Die anderen Häuser sollen weiterhin generell als Wohnraum dienen. Momentan leerstehende Häuser könnten in Zukunft aber auch Ateliers beherbergen, aber auch Schulen oder Wissenschaft zur Verfügung stehen“, erläutert Sonja Gräf. „Damit die Bausubstanz nicht leidet, muss die Stadt die momentan leerstehenden Häuser aber erstmal winterfest machen, bevor wir konkret über eine Folgenutzung sprechen“, sagt die Lokalpolitikerin.
Keine Verdrängung
„Egal, was noch mit der Kommandantur oder dem aktuellen Leerstand geschieht: Die aktuellen Bewohnerinnen und Bewohner sollen nicht verdrängt werden. Das bedeutet auch, dass Sanierungen, wenn überhaupt, nur zu moderaten Mieterhöhungen führen darf. Außerdem sollen die Menschen, die in der Siedlung leben, einen festen Ansprechpartner, eine feste Ansprechpartnerin in der städtischen Verwaltung bekommen, der oder die für Vermietung, Sanierung und sonstiges zuständig ist. Darüber hinaus würden wir uns freuen, wenn die Verwaltung dabei hilft, die Siedlung genossenschaftlich zu organisieren, damit sie sich selbst verwalten kann und so fit für die Zukunft ist. So lässt sich dieser wichtige Erinnerungsort langfristig erhalten. Und damit auch andere Bochumerinnen und Bochumer von der Bedeutung der Siedlung erfahren, wünschen wir uns für die kommenden Jahre quasi einen Tag der offenen Tür – natürlich in enger Abstimmung mit den Menschen, die dort wohnen“, sagt Sonja Gräf.