Überarbeitung des Vorbehaltsstraßennetzes / SPD sieht Klärungsbedarf

Bochums Vorbehaltsstraßennetz soll überarbeitet werden. Damit folgt die Verwaltung einer Forderung der rot-grünen Koalition. „Im vergangenen Jahr haben wir die Stadt beauftragt, sich das Vorbehaltsstraßennetz kritisch anzusehen“, sagt Martina Schnell, verkehrspolitische Sprecherin der SPD im Rat. „Jetzt gibt es schon erste Vorschläge für eine Überarbeitung. Natürlich muss sich noch eine Bürgerbeteiligung anschließen und auch wir haben bereits jetzt kritische Anmerkungen“, sagt die ehrenamtliche Lokalpolitikerin.

Die Friederikastraße Höhe Grundschule
Die Friederikastraße Höhe Grundschule
Martina Schnell
Martina Schnell

„Die letzte Überarbeitung des Bochumer Vorbehaltsstraßennetzes ist mehr als zehn Jahre her. Deswegen ist eine neue Überarbeitung nötig“, sagt Schnell. „Bei dem Vorbehaltsstraßennetz handelt es sich quasi um ein Vorfahrtstraßennetz in dem mindestens Tempo 50 gelten und das den motorisierten Verkehr zügig abwickeln soll. So soll es beispielsweise den überregionalen Verkehr aufnehmen, damit Siedlungen nicht belastet werden“, erklärt Schnell. „Wir setzen uns aber auch dafür ein, dass das Vorbehaltsnetz den Bus- und Bahnverkehr stärkt und Quartiere und Stadteilzentren gut an den ÖPNV angebunden sind. Und vor allem sollen Menschen geschützt werden. Auf Vorbehaltsstraßen lässt sich nicht ohne weiteres Tempo 30 umsetzen, obwohl es manchmal sehr sinnvoll wäre“, so Schnell weiter. „Durch neue Wegeführung, umgebaute Straßen, neue Quartieren und andere Änderungen wird das alte Vorbehaltsnetz nicht mehr allen Anforderungen gerecht. Deswegen freue ich mich, dass die Stadt nun Vorschläge für eine konkrete Umgestaltung erarbeitet hat. Diese müssen natürlich noch von der Politik, aber auch den Bürgerinnen und Bürgern diskutiert werden. Wir wünschen uns zudem, dass die ehrenamtlichen Politikerinnen und Politiker aus den Bezirksvertretungen beteiligt werden. Denn diese sind vor Ort und kennen die Straßen, deren Nutzung und eventuelle Probleme.“

Tempo 30 auf Friederikastraße

Jens Matheuszik
Jens Matheuszik

Die SPD im Rat hat sich schon in einem ersten rot-grünen Treffen mit den Verwaltungsvorschlägen beschäftigt – und bereits eine Anmerkung: „Die Stadt schlägt vor, ein Teilstück der Friederikastraße aus dem Netz zu nehmen, um dort unkompliziert Tempo 30 umsetzen zu können. Dabei handelt es sich um den Bereich zwischen Hattinger Straße und der Königsallee. Diese Idee ist eigentlich gut, aber es fehlt ein wichtiges Stück“, sagt das Ehrenfelder SPD-Ratsmitglied Jens Matheuszik. „Der Bereich zwischen Königsallee und Universitätsstraße soll nach den aktuellen Plänen der Verwaltung Vorbehaltsstraße bleiben und dort auch größtenteils weiter Tempo 50 gelten. Das finden wir nicht sinnvoll“, so Matheuszik weiter. „An der Friederikastraße liegt die Friederika-Grundschule. Vor der Schule konnte die Stadt Tempo 30 einrichten. Da es sich allerdings um eine Vorbehaltsstraße handelt, gilt vor und nach dem Tempo-30-Bereich natürlich wieder Tempo 50 – und das kann aufgrund von Vorgaben nicht geändert werden. Wäre auch dieser Straßenabschnitt nicht mehr im Vorbehaltsnetz, könnte die Verwaltung ohne Probleme auf der ganzen Straße Tempo 30 einrichten. Das ist aus mehreren Gründen sinnvoll. Schließlich tauchen die Grundschülerinnen und Grundschüler nicht erst vor der Schule aus dem Nichts auf. Für viele gehört die Friederikastraße zum Schulweg. Das gilt auch für viele Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen an der Königsallee“, sagt das Ehrenfelder Ratsmitglied. „Eine Tempo-30-Regelung würde also für viele Kinder den Schulweg sicherer gestalten. Außerdem handelt es sich um ein ziemlich dicht bebautes Wohngebiet und auf einer Vorbehaltsstraße sollten eigentlich separate Radwege angelegt sein. Die gibt es aber selbst nach den letzten Straßenbauarbeiten nicht“, so Matheuszik.

Die Friederikaschule im Ehrenfeld

Diskussionen folgen

„Die Friederikastraße ist nur ein Beispiel, wo sich ein genauerer Blick lohnt. Deswegen bin ich gespannt, was die weiteren Diskussionen ergeben werden“, sagt Martina Schnell abschließend.

Mehr zum Thema:

Vorbehaltsstraßennetz / SPD und Grüne stoßen Überarbeitung an