Bücherbus / SPD kritisiert Oppositions-Antrag als realitätsfern

Mit breiter Mehrheit wurde in der Ratssitzung am 30. März der Antrag zur Wiedereinführung des Bücherbusses abgelehnt. „Was zuerst charmant klingt, ist leider ganz und gar nicht sinnvoll. Die Opposition hat mit dem Antrag nostalgische Gefühle bedient, aber es spricht viel zu viel gegen eine Reanimierung des Busses“, erklärt Sonja Gräf, kulturpolitische Sprecherin der SPD im Rat.

Sonja Gräf
Sonja Gräf

„Bereits vor mehr als 20 Jahren, genauer am 1. Januar 2003, wurde der Bücherbus eingestellt. Zum einen war er nicht wirtschaftlich – das sollte bei solch einem Angebot aber kein Grund sein. Vor allem ließ das Interesse bereits damals stark nach. In den Jahren von 1997 bis 2000 ging die Nutzung um 40 Prozent zurück und der Abwärtstrend hat sich fortgesetzt“, erklärt Sonja Gräf.

Attraktive Alternativen

Natürlich hat die Stadt den Bücherbus nicht alternativlos eingestellt. „Bereits damals wurden Themenkisten angeschafft, gut gefüllt mit zielgruppenspezifischen Medien. Und die werden nach wie vor kostenlos über die Zentralen Dienste an Schulen und Altenheime geliefert und wieder abgeholt. Und vor allem wurde 2012 die Online-Ausleihe eingeführt, die sich stetig weiterentwickelt. Es gibt immer mehr Medien, die wir digital abrufen können, die Endgeräte dazu werden zudem immer günstiger und besser. Auch viele ältere Menschen besitzen mittlerweile E-Book-Reader oder Tablets und nutzen das Online-Angebot unserer Stadtbücherei“, erklärt Gräf. Natürlich sind beim digitalen Angebot einige ältere Menschen noch außen vor. „Aber wir sind dabei, auch die digitale Kompetenz unserer älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger zu fördern, etwa durch VHS-Kurse oder durch Angebote in den Seniorenbüros“, erklärt die SPD-Ratsfrau. „Darüber hinaus bietet unsere Ehrenamtsagentur bea das Projekt Digital-Reise für ältere Menschen an sowie Digital-Paten. Und es findet sich bestimmt auch jemand, der bei Bedarf als Begleitung mit in einen Standort der Stadtbücherei kommt. Bücherschränke und ähnliche Angebote im gesamten Stadtgebiet runden das Angebot ab“, sagt Gräf.

Versorgungslücke vorgetäuscht

Die ehrenamtliche Lokalpolitikerin ist überzeugt: „Der Antrag der CDU zum Bücherbus erweckt den Eindruck, eine Versorgungslücke zu schließen und führt erfolgreiche Bücherbusse in anderen Städten an. Städte, die aber nur einen oder zwei Bücherei-Standorte haben. In Bochum gibt es mit der Zentralbücherei sieben Standorte. Mit der Mischung aus digitalen und analogen Angeboten und der tollen Arbeit der bea, Quartiersinitiativen, VHS, Seniorenbüros und VHS können wir den Bedarf gut, komfortabler und vor allem sinnvoller decken, als mit einem Bücherbus, der vielleicht einmal in der Woche für eine Stunde in meinen Stadtteil kommt und kaum genutzt wird.“